Die Grenzen der Welt

Eine Welterkundung


Bogotá

Bogotá

26.07.2025–01.08.2025

Nach dem feucht­hei­ßen Kli­ma des Ama­zo­nas­ge­biets gab es bei der Ankunft in Bogo­tá einen Käl­te­schock. Bogo­tá liegt in den Anden auf über 2600 Metern Höhe, und es bleibt hier auch im Som­mer meis­tens unter 20 Grad. Daher wird Bogo­tá von den Kolum­bia­nern auch der »Kühl­schrank« genannt.

In Bogo­tá habe ich wie­der an einer soge­nann­ten »Free Wal­king Tour« teil­ge­nom­men, die an der Pla­za Bolí­var star­te­te. Der Platz ist umge­ben von der neo­klas­si­zis­ti­schen Kathe­dra­le, dem neo­klas­si­zis­ti­schen Natio­nal­ka­pi­tol, dem Lié­va­no-Palast, in dem sich heu­te das Rat­haus befin­det, und dem Jus­tiz­pa­last. Im Inne­ren der Kathe­dra­le durf­ten lei­der kei­ne Fotos gemacht wer­den.

Der Jus­tiz­pa­last hat eine gewalt­sa­me Geschich­te hin­ter sich. Das neo­klas­si­zis­ti­sche Gebäu­de, in dem sich der Jus­tiz­pa­last frü­her befand, wur­de wäh­rend der soge­nann­ten Bogo­tá­zo-Unru­hen 1948 durch einen Brand zer­stört. Die Bogo­tá­zo-Unru­hen waren eine Reak­ti­on auf die Ermo­dung des libe­ra­len Prä­si­dent­schafts­kan­di­da­ten Jor­ge Elié­cer Gai­tán und lös­ten in Kolum­bi­en eine Wel­le der Gewalt aus, von der sich das Land bis heu­te nicht voll­stän­dig erholt hat. Ein aus den 1960er Jah­ren stam­men­der neu­er Jus­tiz­pa­last wur­de 1985 durch die Gue­ril­la­grup­pe M-19 besetzt. Bei des­sen Rück­erobe­rung durch das kolum­bia­ni­sche Mili­tär, bei der etwa 100 Men­schen ums Leben kamen, wur­de die­ses Gebäu­de eben­falls zer­stört. Spä­ter wur­de der heu­ti­ge moder­ne Bau errich­tet, der nicht ganz zu den ande­ren Gebäu­den an der Pla­za Bolí­var passt.

Vor der spa­ni­schen Erobe­rung befand sich an der Stel­le der heu­ti­gen Pla­za Bolí­var ein spi­ri­tu­el­ler Platz der Muis­ca. Archäo­lo­gi­sche Fun­de wei­sen auf meh­re­re Tem­pel hin, die hier gestan­den haben sol­len.

Süd­öst­lich der Pla­za Bolí­var an der Cal­le 10 befin­det sich das Tea­t­ro Colón, das in einer Füh­rung besich­tigt wer­den kann. Der Pala­cio de San Car­los gegen­über des Thea­ters war frü­her die Resi­denz des kolum­bia­ni­schen Prä­si­den­ten und ist heu­te Sitz des Außen­mi­nis­te­ri­ums. Die Cal­le 10 ist im Innen­stadt­be­reich eine Fuß­gän­ger­zo­ne.

Die Igle­sia de San Fran­cis­co ist die ältes­te noch erhal­te­ne Kir­che Bogo­tas. Sie befin­det sich nord­öst­lich der Pla­za Bolí­var in der Nähe des Museo del Oro.

Die Igle­sia de San Fran­cis­co, die Igle­sia de la Veacruz und die Igle­sia Fran­cis­a­na de la Ter­cera bil­den zusam­men einen Kir­chen­kom­plex an der Cal­le Real, die heu­te Cal­le Sep­ti­ma heißt. Im Innen­stadt­be­reich ist die­se Stra­ße eben­falls eine Fuß­gän­ger­zo­ne.

Das his­to­ri­sche Zen­trum Bogo­tás ist der Stadt­teil La Can­del­aria mit Kopf­stein­pflas­ter­stra­ßen und bunt bemal­ten Häu­sern. Auch eine Regen­schirm­stra­ße gibt es hier. Der Platz Chor­ro de Que­ve­do wird von man­chen His­to­ri­kern als der Ursprung des kolo­nia­len Bogo­tá ange­se­hen, das 1538 als Mili­tär­gar­ni­son gegrün­det wur­de. 1969 wur­de der Chor­ro de Que­ve­do restau­riert. Dabei wur­de die Ermi­ta de San Miguel del Prin­ci­pe nach dem Vor­bild der ers­ten Kapel­le Bogo­tás, der 1544 gebau­ten und 1887 abge­ris­se­nen Capil­la del Hum­il­la­de­ro, neu errich­tet.

Auch vie­le gut besuch­te Restau­rants und Cafés gibt es am Chor­ro de Que­ve­do. Ein belieb­tes alko­ho­li­sches Getränk hier ist Canela­zo. Der Alko­hol­ge­halt mei­nes Canela­zo war aller­dings eher gering.

Tou­ris­ti­sches High­light in La Can­del­aria ist die enge Stra­ße Cal­le­jón del Embu­do.

Der nahe­ge­le­ge­ne Prä­si­den­ten­pa­last Casa de Nari­ño ist streng bewacht. Bereits für ein Foto auf dem Platz vor dem Palast, muss man eine Kon­trol­le pas­sie­ren. Der Palast wur­de 1906 süd­lich der Pla­za Bolí­var an einem Ort gebaut, wo der kolum­bia­ni­sche Natio­nal­held Anto­nio Nari­ño gebo­ren wur­de, der die fran­zö­si­sche Erklä­rung der Men­schen- und Bür­ger­rech­te ins Spa­ni­sche über­setzt hat. 1908 wur­de er ein­ge­weiht. Am Ein­gang ist das Schwert Simón Bolí­vars aus­ge­stellt, das 1974 von der Gue­ril­la­grup­pe M-19 aus der Quin­ta de Bolí­var gestoh­len und 1990 zurück­ge­ge­ben wur­de. Da ich an kei­ner Füh­rung durch den Prä­si­den­ten­pa­last teil­ge­nom­men habe, habe ich das Schwert aller­dings nicht gese­hen.

Gegen­über auf der ande­ren Stra­ßen­sei­te befin­det sich in einer ehe­ma­li­gen Kir­che des Kla­ris­sen­or­dens das Muse­um Igle­sia de San­ta Cla­ra. Innen sind reli­giö­se Gemäl­de zu sehen, und in einem Neben­raum wur­den gera­de wei­te­re Gemäl­de restau­riert. Das Decken­ge­wöl­be der Kir­che ist mit ver­gol­de­ten Holz­blu­men geschmückt.

Auch gegen­über der moder­nen Kunst zeigt man sich hier auf­ge­schlos­sen. Vom Künst­ler Jeró­ni­mo Vil­la aus Bogo­tá waren die Wer­ke »Man­tra« und »Kora« zu sehen.

Eine U-Bahn ist in Bogo­tá seit 2020 in Bau und war 2025 noch nicht eröff­net. Um dem wach­sen­den Ver­kehrs­auf­kom­men zu begeg­nen, wur­de im Jahr 2000 das soge­nann­ten Trans­Mi­le­nio-Bus­sys­tem mit exklu­si­ven Fahr­spu­ren eröff­net. Die längs­ten Bus­se haben zwei Gelen­ke und sind 27 Meter lang. Ich bin aller­dings mit kei­nem sol­chen Bus gefah­ren, da das meis­te in Bogo­tá leicht zu Fuß besich­tigt wer­den konn­te.

Und nach Usaquén zum sonn­täg­li­chen Floh­markt bin ich mit einem Uber gefah­ren.

In Usaquén habe ich Ajia­co, eine kuli­na­ri­sche Spe­zia­li­tät in Bogo­tá, pro­biert. Es ist eine Sup­pe mit Hüh­ner­fleisch und Kar­tof­feln.

Der süd­ame­ri­ka­ni­sche Frei­heits­kämp­fer Simón Bolí­var wird in Bogo­tá in sei­ner ehe­ma­li­gen Resi­denz Quin­ta de Bolí­var ver­ehrt. Neben einem patrio­ti­schen Gemäl­de und eini­gen Uten­si­li­en Simón Bolí­vars gibt es aller­dings nur alte Möbel zu sehen, wofür dann ein rela­tiv hoher Ein­tritt ver­langt wird. Zum Glück war der Ein­tritt für Senio­ren gra­tis.

Frü­her befand sich in der Quin­ta de Bolí­var auch das Schwert Simón Bolí­vars, das 1974 von der Gue­ril­la­grup­pe M-19 gestoh­len wur­de und heu­te am Ein­gang des Prä­si­den­ten­pa­lasts steht.

Vie­les von dem Gold, das nicht von den Kon­quis­ta­do­ren ein­ge­schmol­zen wur­de, befin­det sich im Museo del Oro, dem bedeu­tends­ten Muse­um Bogo­tás.

Ein ande­res Muse­um, das Museo Botero, ist den Wer­ken des kolum­bia­ni­schen Künst­lers Fer­nan­do Botero gewid­met. Botero stammt aus Medel­lin, und vie­le sei­ner Skulp­tu­ren, die meis­tens dicke Men­schen zei­gen, ste­hen in sei­ner Hei­mat­stadt. Im hie­si­gen Muse­um gibt es von ihm u. a. eine Mona Lisa und Adam und Eva zu sehen.

Vom Innen­hof des Museo Botero aus kann man die Basi­li­ka auf dem Cer­ro de Mon­ser­ra­te sehen.

Auf den Cer­ro de Mon­ser­ra­te kommt man ent­we­der zu Fuß oder je nach Tages­zeit mit einer Stand­seil­bahn oder mit einer Pen­del­seil­bahn. Da der Weg ziem­lich steil ist, ist es aller­dings nicht erlaubt, zu Fuß wie­der her­un­ter­zu­ge­hen. Ich habe die Stand­seil­bahn genom­men und bin auf dem Weg zur Tal­sta­ti­on am Par­que de los Peri­odi­stas vor­bei­ge­kom­men, wo man alte Bücher kau­fen kann. Auch von hier aus ist der 3152 Meter hohe Cer­ro de Mon­ser­ra­te zu sehen.

An der Tal­sta­ti­on war­te­te dann bereits eine lan­ge Men­schen­schlan­ge auf die nächs­te Fahrt. Oben auf dem Berg steht die Basi­li­ca del Señor de Mon­ser­ra­te, eine Wall­fahrts­kir­che, in der täg­lich gut besuch­te Mes­sen gefei­ert wer­den. Eine vor­her hier ste­hen­de alte Ein­sie­de­lei wur­de 1915 abge­ris­sen und an des­sen Stel­le ein neu­er schmuck­lo­ser Bau errich­tet.

Her­un­ter ging es vom Cer­ro de Mon­ser­ra­te dann mit der Pen­del­seil­bahn.

In Bogo­tá gab es end­lich mal wie­der guten Kaf­fee. Berühmt sind das Café San Alber­to und das Arte y Pasión Café, wo man sich sei­nen Kaf­fee mit einem Ver­fah­ren sei­ner Wahl zube­rei­ten las­sen kann. Ich habe das »Syphon«-Verfahren gewählt, das in den 1830er Jah­ren in Ber­lin erfun­den wur­de.

Eine wei­te­re Spe­zia­li­tät in Bogo­tá ist Kakao mit Käse. Der Käse wird im hei­ßen Kakao ver­senkt.

Guatavita

30.07.2025

75 Kilo­me­ter nord­öst­lich von Bogo­tá befin­det sich auf 2680 Metern Höhe der klei­ne Ort Gua­ta­vi­ta, Frü­her war Gua­ta­vi­ta die Haupt­stadt der Muis­ca. Der heu­ti­ge Ort ist aller­dings neu. Er wur­de 1964 gebaut, da der alte Ort einem 1967 errich­te­ten Stau­see wei­chen muss­te. Ich habe Gua­ta­vi­ta im Rah­men einer Tour zur Lagu­na de Gua­ta­vi­ta gese­hen. Auf mich wirk­te der Ort ziem­lich leb­los.

Die sich in der Nähe befind­li­che Lagu­na de Gua­ta­vi­ta war ein reli­giö­ses Hei­lig­tum der Muis­ca. Zur Zeit der Kon­quis­ta kur­sier­ten zahl­rei­che Berich­te, wonach in der Lagu­ne eine Men­ge Gold ver­senkt sei. Die spa­ni­schen Kon­quis­ta­do­ren glaub­ten, hier das legen­dä­re Eldo­ra­do gefun­den zu haben und ver­such­ten ver­geb­lich, die Lagu­ne tro­cken­zu­le­gen. Sie haben zwar tat­säch­lich Gold gefun­den, aber nicht so viel, wie erhofft. Vor der Kon­quis­ta war die Lagu­ne der Ort, an dem die Muis­ca-Herr­scher ritu­ell inthro­ni­siert wur­den.

Die Suche nach Eldo­ra­do, dies­mal aller­dings im Ama­zo­nas­ge­biet, ist die Grund­la­ge des Films »Aguir­re, der Zorn Got­tes« von Wer­ner Her­zog aus dem Jahr 1972 mit Klaus Kin­ski in der Haupt­rol­le.


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