14.05.2025–17.05.2025
Von Belo Horizonte aus ging es mit einem zehnstündigen Nachtbus nach Brasília, seit 1960 Hauptstadt Brasiliens. Der Plan für eine neue Hauptstadt existierte bereits seit 1891. Die Grundsteinlegung war aber erst 1922, und tatsächlich gebaut wurde die Stadt erst ab 1956, unterstützt vom damaligen Präsidenten Juscelino Kubitschek. Stadtplaner war Lúcio Costa, ein Anhänger des Stils des französischen Architekten Le Corbusier, der das historische Zentrum von Paris abreißen und durch Hochhäuser ersetzen wollte. Verantwortlicher Architekt war Oscar Niemeyer, der viele Regierungsgebäude in Brasília entwarf. Seit 1987 ist das Zentrum Brasílias UNESCO-Welterbe.
In Brasília habe ich mir drei Nächste im Brasília Palace Hotel geleistet. Es liegt etwas außerhalb des Zentrums am Lago Paranoá, einem künstlichen See, und wurde ebenfalls von Oscar Niemeyer entworfen.




Frühstück gab es im zugehörigen Restaurant »Oscar«, in dem es auch sonst ganz gutes Essen gab.

Das Zentrum Brasílias liegt etwa dreieinhalb Kilometer vom Hotel entfernt, ist aber mit Uber leicht zu erreichen. Allerdings ist das Areal mit den sehenswerten Gebäuden ziemlich weitläufig. Daher habe ich im Hotel eine etwas teure private Tour mit einem Fahrer gebucht. Es gibt zwar auch eine U-Bahn in Brasília, diese verläuft aber vom Zentrum aus in südliche Richtung und ist für Touristen nicht besonders nützlich. Die Bustouren durch Brasília sind auf Portugiesisch.
Wie man auf dem Masterplan Brasílias, dem Plano Piloto, sieht, hat Brasília die Form eines Kreuzes. An der 8 Kilometer langen und 250 Meter breiten Ost-West-Achse, auch Monumentalachse genannt, liegen die Regierungsgebäude und an der Nord-Süd-Achse Wohnhäuser und Geschäfte. Manchmal wird die Monumentalachse auch mit dem Rumpf und die Nord-Süd-Achse mit den Flügeln eines Flugzeugs verglichen.
Das erste von Oscar Niemeyer für Brasília entworfene Gebäude, der zwischen 1957 und 1958 gebaute Palácio da Alvorada, liegt allerdings nicht an der Monumentalachse, sondern am Lago Paranoá in der Nähe des Brasília Palace Hotels. Es ist die Residenz des brasilianischen Präsidenten, war streng bewacht und konnte nur von weitem besichtigt werden.

Etwa in der Mitte der Monumentalachse befindet sich der zwischen 1958 und 1960 gebaute Palácio do Congresso Nacional. Die Kuppel ist der Sitz des Senats und die Schale der Sitz der Abgeordnetenkammer.

Der Palácio Itamaraty beherbergt das Außenministerium. Es liegt östlich des Nationalkongresses in der Nähe der Praça dos Três Poderes.

Hier befinden sich auch der Palácio do Planalto und das ähnlich aussehende Gebäude des Supremo Tribunal Federal.


In der Nähe des Schnittpunkts der Ost-West-Achse mit der Nord-Süd-Achse steht die Catedral Metropolitana. Baubeginn war 1958, geweiht wurde die Kathedrale allerdings erst 1970. Ihr Innenraum ist halb in der Erde versunken.


Auch Kultur gibt es in Brasília. Etwa das pyramidenförmige Teatro Nacional Cláudio Santoro.

Oder das kuppelförmige Museu Nacional Honestino Guimarães in der Nähe der Catedral Metropolitana. Es ist eines der Gebäude des südlich der Monumentalachse gelegenen Complexo Cultural da República. Das Museum wurde erst viel später zwischen 1999 und 2006 gebaut.

Die Biblioteca Nacional wurde ebenfalls 2006 am selben Tag wie das Museum, dem 99. Geburtstag Oscar Niemeyers, eröffnet.

Die meisten architektonisch interessanten Gebäude Brasílias liegen östlich der Nord-Süd-Achse. Westlich der Nord-Süd-Achse befindet sich ein von Lúcio Costa entworfener Fernsehturm. Auf der Aussichtsplatform hat man eine gute Aussicht auf die Monumentalachse.



Ebenfalls westlich der Nord-Süd-Achse befindet sich das 1974 fertiggestellte Armeehauptquartier Quartel-General do Exército.


Östlich der Praça do Cruzeiro, etwa in der Mitte des westlichen Teils der Monumentalachse, steht das Memorial JK. Die Gedenkstätte hat Oscar Niemeyer 1981 für seinen 1976 verstorbenen Freund Juscelino Kubitschek entworfen. Auf dem Dach befindet sich eine viereinhalb Meter große Statue des ehemaligen Präsidenten.

Im Inneren des Memorials kann man zahlreiche Orden und Auszeichnungen, die Kubitschek im Laufe seines Lebens erhalten hat, bestaunen. Interessanter fand ich die Schwarz-Weiß-Fotografien im Obergeschoss, die neben Kubitschek und anderen Persönlichkeiten auch Szenen aus der Zeit der Errichtung Brasílias zeigen. Hier konnte ich noch etwas von der Aufbruchstimmung der damaligen Zeit nachempfinden.
Von Brasília handelt auch Folge 33 der Reihe »Erbe der Welt—Schätze der Menschheit« mit dem Titel »Brasília—Pilotplan zur Moderne«.

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